Bahnfahren mit Assistenzhund – Herausforderungen, die man erst versteht, wenn man sie erlebt
- Lara Schaffrinna

- 20. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Manchmal sind es die alltäglichen Dinge, die am meisten Mut kosten. Bahnfahren zum Beispiel. Für viele ist es Routine – Ticket buchen, Kopfhörer rein, losfahren. Für uns ist es jedes Mal ein kleines Abenteuer mit großem Lernfaktor. 🫣 Denn Bahnfahren mit Assistenzhund bedeutet, die Balance zwischen Gelassenheit, Organisation und Vertrauen – und das mitten im Trubel der Rushhour.
Zwischen Sitzplatz, Rucksack und Hundepfoten – Platz ist Luxus
Es fängt schon beim Einsteigen an. Wir suchen einen Platz, an dem Nala liegen kann, ohne ständig angerempelt zu werden. Klingt einfach – ist es aber häufig nicht.
Nala ist groß. Wenn sie sich „platzsparend“ hinlegt, dann ist das ungefähr so, als würde jemand versuchen, ein XXL-Kuscheltier in eine Nachttischschublade zu stecken. Und nein, sie kann ihre Beine oder ihren Schwanz nicht einfach abmontieren. 🤨
„Ich leg mich ja schon kleiner, aber irgendwo müssen die Pfoten ja hin!“ – Nala, Profi im Yoga-Faltenhund
Selbst in den großzügigeren Eingangsbereichen ist der Raum knapp. Menschen mit Koffern, E-Rollern und Kinderwagen brauchen ebenfalls Platz. Und dann gibt’s da noch den klassischen Moment: Man bittet höflich um etwas Raum – und erntet nur einen genervten Blick oder gar keine Reaktion. 🫣
Viele sehen gar nicht, dass Nala arbeitet. Sie ist nicht „nur mit dabei“. Sie ist mein Anker, mein Sicherheitsnetz, weil ich krank bin.😔 Aber weil ich nach außen gesund wirke, verstehen viele nicht, warum wir diesen Platz wirklich brauchen. Ein Sitzplatzangebot? Kommt selten. Dafür schaut man minutenlang zwischen Nala´s Kenndecke und mir hin und her. Und manchmal ist es genau dieser kleine Moment, der weh tut.
Volle Züge, volle Köpfe
Es gibt Tage, da ist der Zug so voll, dass man kaum weiß, wohin zuerst – mit Hund an der Seite sowieso. Die Geräusche, die Menschenmassen, die engen Gänge – für mich absoluter Stress. Und selbst wenn Nala ruhig bleibt, mich versucht zu erden, spürt man die Spannung im Raum.😕 Menschen steigen über Nala rüber, Taschen schrammen über ihr Fell, und manche murmeln „Tiere haben hier nix verloren“ – ohne zu wissen, dass Nala gerade einen ganz wichtigen Job ausübt.
„Ich tu so, als wär ich unsichtbar. Klappt fast – bis jemand auf meine Rute tritt.“ – Nala, undercover im Regional Express
Natürlich gibt es auch die anderen Momente. Die herzlichen Menschen, die lächeln, kurz Platz machen, Verständnis zeigen. Das sind die Augenblicke, in denen ich merke: Es lohnt sich, geduldig zu bleiben. Denn Aufklärung passiert oft leise – im Alltag, Zug um Zug. 🙌
Das Einsteigen: Training in Echtzeit
Was auf Social Media oft so leicht aussieht, ist in Wahrheit eine kleine Meisterleistung. Nala springt nicht einfach in den Zug.☝️Sie bleibt ruhig stehen, wartet auf mein Signal (wir lassen grundsätzlich erstmal alle einsteigen und gehen in Ruhe zuletzt), steigt bedacht ein (hilft mir ggf. beim Einstieg) und orientiert sich an mir und wartet ab, wie die weiteren Anweisungen lauten.
Das klingt jetzt vielleicht unspektakulär – ist aber eine Abfolge, die viel Übung, Vertrauen und Wiederholung braucht. Und das in der Regel alles unter Realbedingungen.😩 Ein Sitz oder Platz kann ich zu Hause trainieren und dann in fremder Umgebung generalisieren. Bei einer Bahnfahrt bleibt jedoch in der Regel wenig Zeit und wenig Raum für Übungen.
Und dann gibt’s da noch: Busfahren
Wenn Bahnfahren schon herausfordernd ist, dann ist Busfahren die Hardcore-Version. Noch weniger Plätze, ein ganz enger Gang, abrupte Bremsmanöver – und die Menschen steigen oft so dicht ein, dass Nala kaum weiß, wohin mit ihren Pfoten.
Busfahren ist für uns im Alltag wichtig, aber auch eine mentale Herausforderung für uns beide. 🚌 Nala hat gelernt, ruhig zu bleiben, obwohl sich alles bewegt, Menschen laut reden und Taschen schwingen. Manchmal schaut mich der Busfahrer kritisch an, manchmal lächelt er. Manche Mitfahrende rücken ein Stück zur Seite, andere verdrehen die Augen. Und ich? Ich lächle meistens einfach zurück. Nicht, weil alles leicht ist, sondern weil Gelassenheit manchmal die einzige Möglichkeit ist, ruhig zu bleiben.🧘♀️
Die unsichtbare Arbeit eines Assistenzhundes
Assistenzhunde sind mehr als Fell und Freundschaft.🐕🦺 Während andere Reisende Podcasts hören oder am Handy scrollen, arbeitet Nala. Sie beobachtet mich, liest meine Körpersprache, bleibt aufmerksam. Und genau deshalb braucht sie Freiräume und Respekt.
„Ich arbeite undercover. Nur ohne Sonnenbrille.“ – Nala
Warum wir das teilen
Weil viele Herausforderungen erst sichtbar werden, wenn man sie selbst erlebt. Weil wir wollen, dass Menschen beim nächsten Mal vielleicht kurz innehalten, wenn sie jemanden mit Assistenzhund sehen. Vielleicht Platz machen. Vielleicht einfach lächeln. 🙂 Und weil wir zeigen möchten, dass es okay ist, wenn nicht jede Fahrt perfekt läuft. Perfektion ist nicht das Ziel – Vertrauen schon. 💫
Frage an Euch 💬
Wie erlebt Ihr das Bahn- oder Busfahren mit Hund – egal ob Assistenzhund oder Familienhund? Gab es Momente, die Euch besonders herausgefordert haben? Oder vielleicht Begegnungen, die Euch Hoffnung gegeben haben? Schreibt es uns in die Kommentare! 👇
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„Und wenn Ihr uns mal im Zug seht – ich nehm keine Brote mehr an. Versprochen.“ – Nala mit leichtem Grinsen
Bis zum nächsten Mal!
Lara & Nala 🐾





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